Samstag, 19. Dezember 2009

Prag, eine Reise wert?

Der Tschechische Verband veranstaltet in Prag ein Weltranglistenturnier mit BDO-Ranking. Erstmals mit BDO-Ranking. Ein durchaus interessanter Wettbewerb könnte das sein. Alleine hinfahren ist langweilig, also mal umhören wens noch interessiert. In Wien mal niemanden. Bernhard Tschinkowitz muss seine Reise absagen, da der Jugendbewerb bereits am Freitag abends stattfindet. Apropos Jugend, da gibt’s doch in meiner Mannschaft ein tolles Talent, dieser Jugendbewerb wäre doch der richtige nächste Schritt für Rowby. "Hast du Lust?" "Hast du Zeit?" - "Ja!" "Ja!" Ein kurzes Telefonat mit der Frau Präsident und Auslandsreferentin des ÖDV, und schon sind wir für alle Bewerbe angemeldet, einen Tipp bezüglich des günstigen Veranstaltungshotels inklusive.Freitag früh gehts also los. "Hast du deinen Reisepass mit?" "Äh, den hab ich nicht gefunden. Ich hab aber eh den Staatsbürgerschaftsnachweis, den Meldezettel und die Geburtsurkunde mit. Und Tschechien ist eh EU." OK, der Reisepass ist eh abgelaufen, und damit in Tschechien wertlos. Die EU hilft uns nur insofern weiter, dass uns eine Grenzkontrolle voraussichtlich erspart bleibt. Ein gültiger Reisepass ist dort jedenfalls erforderlich. Aber was solls, riskieren wirs. Mein mit Rostschutzfarbe bunt geflecktes, 20 Jahre altes Golf Cabrio ist eh ein unauffälliges Fahrzeug. Oder?
Wir fahren los. Das Wetter meints gut mit uns. Die Straßen sind trocken, und es geht gut voran. Bald sind wir an der Grenze. Von irgendwelchen Ordnungshütern ist nichts zu sehen, sehr fein. Gery und ein Illegaler in Tschechien! Ab zur Tankstelle, Sprit fürs Auto, Sandwiches und Red Bull für Gery und Rowby. Eine Vignette für die Windschutzscheibe, und weiter gehts.
"Hast du Finishes gelernt?" "Ja!" Ok, testen wir mal. Wir haben noch 157km bis Prag, wie checkt man 157, 143, 110, 95, 62, 29? Und schon fahren wir in die Hauptstadt ein. "Hast du den Routenplaner zum Hotel ausgedruckt?" " Nein, Tintenpatrone war leer."
Ok, die Adresse haben wir ja, ein Foto vom Hotel auch, und 10 Minuten zu Fuß vom Castle wird sich ein so großes Hotel ja finden lassen. Immer nach der Belohorska schauen. Die erste Runde ist gedreht, dann die zweite, von einem pyramidenförmigen Hotel ist nix zu sehen. Gut, fahren wir mal zum Schloss, und ziehen von dort aus unsere Kreise. Die Stadtrundfahrt haben wir dann also gleich am Beginn erledigt. Hier ist das Schloss, das ist der Karlsberg, mal links herum - "Ups, das ist aber hübsch, eine Pyramide aus Beton und Glas. Unser Hotel!"
Also, besonders groß ist Prag ja nicht. Ein bissl im Kreis gefahren, und schon steht das Hotel mitten im Weg. Wen hätten wir auch nach dem Weg fragen sollen? Die Polizei? Mit einem Illegalen Einwanderer im Auto? Wohl keine gute Idee. Die Nummer meines Reisepasses kommt dann bei der Anmeldung im Hotel auch zu doppelten Ehren. Das Zimmer ist schnell bezogen, die Minibar aber verschlossen. Das muss sich natürlich ändern. Runter zur Rezeption, rauf ins Zimmer, Schlüssel passt nicht, runter, rauf, Prost. Nix Prost, alles warm. Es sollte aber das einzige Manko des Zimmers und des Hotels bleiben.
Also ab zum Sport. Rein ins Dress und ab nach unten. Der Spielsaal ist großzügig und hell. Die vom Springcup alten Bekannten des tschechischen Verbandes sind schon da, man begrüßt sich herzlich, und die Registration geht zügig voran. Es bleiben uns noch einige Stunden um uns zu aklimatisieren und einzuspielen.
Am Freitag findet der Jugendbewerb und das Warm Up statt. Für Rowby-John also schon das Highlight. Ein anderes Highlight sind aber die bekannten Gesichter. Starcaller Russ Bray und Dartslegende Eric Bristow sind bereits da, und genießen die raucherfreundliche Atmosphäre in der Hotelbar. Etwas, was es in England ja nicht mehr gibt.
Die Auslosung meinte es nicht besonders gut mit Rowby. Der starke Holländer Daniel van Mourik und Jugendeuropameister Tuomas Tikka aus Finnland sind auf seinem Ast, während sich auf der anderen Seite kaum ein bekannter Name findet. Ein Erstrundenspiel bleibt ihm aber wenigstens erspart - Freilos.
Im 1/8-Finale spielt Rowby gegen den heimischen Petr Bulan, ein alter, oder viel mehr junger Bekannter vom Sankt Pöltner Turnier im Frühjahr, welches Rowby ja für sich entscheiden konnte.
Das Spiel nimmt schon bei den Practicedarts einen einseitigen Verlauf, Rowby wirf 2x 140, Petr schaut bewundernd zu und blickt hilfesuchend zu seinem Papa, der liebenswerter Weise die Partie schreibt. Hilfe gab’s für Petr keine, Rowby zeigte gute Tagesform und gewann souverän mit 3:0. Einzug ins 1/4-Finale.
In der Runde der besten 8 bekommt es Rowby nun mit Daniel van Mourik zu tun. Der Holländer scort phantastisch und checkt souverän, gleich steht es 2:0. Rowby eindeutig zu nervös bei seinem ersten internationalem Auftritt. Im dritten Leg kämpft Rowby zurück, zeigt Daniel erstmals etwas Respekt. Das Finish will aber nicht gelingen, und Daniel kann vollenden. Schade, aber es gibt schlimmeres als einen fünften Platz, und eine Niederlage im Boardfinale. Die Halbfinali sind dann für Samstag angesetzt.
Das Warm Up hat uns dann ziemlich kalt gelassen. Ich durfte dem Finnen Hattinen zu einer Weltklasseleistung gratulieren, welche erst im Boardfinale gegen den Mitfavoriten Ratajski einen Einbruch erlebte. Mit 3 Lowdartslegs und 2 180ern schickte er mich zum schreiben.
Rowby erging es gegen den starken Holländer Poortvliet nicht besser, auch der erwies sich als unbezwingbar. Und auch er unterlag erst im Boardfinale gegen den Ex-Weltmeister und Topfavoriten Steve West.
Jetzt könnte man den Abend ja gemütlich bei einem Bierchen ausklingen lassen und sich ausschlafen. Aber nicht, wenn man mit jugendlicher Energie ausgestattet unterwegs ist. Wer braucht schon ein Warm up? Rowby schnappt sich den Finnen Tuomas Tikka und einen weiteren Jugendspieler, und los gehts. Tuomas und Rowby sind gleich alt, aber der Unterschied könnte größer nicht sein, Tuomas ist gefühlt doppelt so groß und 3x so schwer wie Rowby. Aber Darts spielen beide annähernd gleich stark und mit gleicher Begeisterung. Das mussten auch die beiden jungen Finnen bald anerkennen. Nach etwas überheblichem Beginn mussten sich die beiden Nordländer gehörig anstrengen um gegen Rowby überhaupt noch manchmal reüssieren zu können. Hier zuzusehen war teilweise interessanter als bei den tollen Finalspielen des Warm up - Turnieres.
In zwei 1/4-Finalspielen gab es Favoritensiege durch Gino Vos und Krzystof Ratajski. In den anderen 2 Spielen gab es dann aber Überraschungen. Der Topfavorit Steve West unterlag dem Holländer Wattimena, der schon bei der Winmau aufzeigen konnte, mit 2:3. Der schwedische Star Markus Korhonen unterlag seinem Landsmann Hogwall gar mit 0:3. Im Halbfinale setzten sich dann die Favoriten Ratajski und Vos aber jeweils knapp durch. Trotzdem mußten beide Matchdarts gegen sich zulassen. Das Finale war ein echtes Highlight an diesem Abend. Kein Leg dauerte länger als 18 Darts. Gino Vos, der Sieger des Einzels im Vorjahr, zeigte, dass er sich in der goldenen Stadt wohlfühlt, und gewann das Finale mit 4:2.
Hinterher gab’s noch ein Mixed Doppel - Turnier. Auch hier gab’s einige interessante Begegnungen mit durchaus bekannten Gesichtern. Und es zeigte sich, dass solche Turniere oft von den stärkeren Damen im Paar entschieden werden. Die britische Dartslegende Deta Hedman konnte sich mit ihrem Partner Thompson gegen die schwedische Altmeisterin Carina Ekberg und ihrem Partner Taylor im Finale mit 4:1 durchsetzen. Auch hier gab’s wahrlich tolle Darts zu sehen.
Gegessen wurde in der Hotelbar, damit man sich nicht zu weit von den Dartboards entfernen muss. Danach ging’s weiter mit Training, einen Rowby muss man mit Gewalt von den Darts trennen, wie es scheint. Irgendwann gings dann doch zum schlafen, fragt nur nicht nach der Uhrzeit.
Guten Morgen! Heute also die Einzelbewerbe. Körperpflege, adjustieren, frühstücken, registrieren, einspielen. Dem geneigten Dartsspieler sind diese Abläufe an Turnierwochenenden ja durchaus bekannt. Gibts was schöneres?
Bei der ersten Zigarette in der Hotelbar trifft man dann endlich auch bekannte Gesichter aus der Heimat. Zocki Lerchbacher und Toni Pein sind mit Jürgen und Liane Neubauer erst am Samstag angereist.
Die Auslosung wird begutachtet, keiner hat einen der Stars in der Auftaktrunde erwischt. Und wenn man mal in einem Turnier drinnen ist, dann kann’s ja eine Eigendynamik entwickeln. Schaun wir mal.
Jürgen Neubauer beginnt gegen den Schweden Asthammer. In einer langen, sehr knappen Partie verliert er mit 3:4.
Toni Pein schlägt den starken Tschechen Petr Svoboda gleich mal mit 4:0, guter Auftakt. Zocki Lerchbacher hat’s mit dem jungen Tschechen Ludek Kristin zu tun. Er gewinnt das erste Leg locker, danach reisst sein Spiel aber ab, er trifft die Doppelfelder nicht mehr. In einem doch entäuschenden Spiel verliert er 2:4. Der junge Ludek hatte dann auch gegen den Boardsieger van der Horst keine Chance.
Liane Neubauer bekommt es mit der Schwedin Carina Ekberg zu tun. Die schwedische Profispielerin ist aber um eine Nummer zu groß und gewinnt mit 4:0.
Das Los ergab, dass Rowby und ich auf 2 Boards nebeneinander spielen. Also müssen wir nur beide unser Board gewinnen, dann spielen wir gegeneinander. Ist auch eine Motivation.
Rowbys Gegner, ein Tscheche, taucht gleich mal gar nicht auf, damit ist er eine Runde weiter. Mein Gegner ist natürlich da. Der hatte es ja auch nicht so weit. Es war Odd Roger Sivertsen aus Norwegen. Bei den Practicedarts läufts ganz gut, allerdings wirft auch mein Widerpart noch schnell eine 140. Los gehts, ich beginne mit 60 und 100, mein Gegner mit 26 und 7. Das beruhigt die Nerven, allerdings nur meine. Das Spiel will zwar nicht rund laufen, aber mein Gegner kann die Doppelchancen, die ich ihm unnötigerweise überlasse, nicht nützen, und so gewinne ich alle 4 Legs und das Spiel ohne großen Kampf. Ein schöner Erfolg für mich.
Toni spielt in Runde 2 gegen den tschechischen Spitzenspieler Jiri Jenicek. Jiri ist in guter Form und gewinnt das Spiel locker, und entscheidet hinterher auch das Boardfinale für sich.
Unsere Favoriten also draußen, bleiben noch Rowby und ich. Nun spielen wir wirklich nebeneinander. Rowby beginnt früher. Sein Gegner ist der Grieche George Portokalis. Der Grieche spielt sehr gut, ist aber sichtbar überrascht von der vehementen Gegenwehr des "Kleinen". Rowby kommt immer besser ins Spiel, der Grieche wird immer nervöser, und schließlich setzt Rowby-John den Matchdart. 4:2 und schon ist er im Boardfinale.
Ich beginne derweil mein Spiel gegen den Slowaken Lubos Pivark. Dieser stellt sich als immens starkes Kaliber heraus. Trotzdem kämpfe ich mich in die Partie und kann im Score mithalten. Leider kommen die Doppeldarts nicht, und so gewinnt Lubos sehr souverän und entscheidet später auch noch das Boardfinale für sich.
Rowby-John also mit 15 Jahren als einziger Österreicher im Boardfinale. Sein Gegner könnte schwerer nicht sein. Krzystof Ratajski aus Polen, Finalist im Warm up, und durch einige internationale Erfolge bekannt. Wissend um die Stärke seines Gegners legt Rowby jegliche Nervosität ab, und scort einen 100er nach dem anderen. Allein, Krzystof hat die Klasse keinen Gegner zu unterschätzen, er spielt auf seinem höchsten Niveau und führt schnell mit 3:0. Im vierten Leg hat Rowby die Chance auf einen 15-Darter, verfehlt das Doppel aber knapp. Krzystof verwertet eiskalt, dieser Mann war einfach zu stark. Rowby als 33. trotzdem bester Österreicher im Bewerb.
Nun betätigt sich Rowby als Autogrammjäger, und er ist da nicht weniger erfolgreich. Innerhalb kürzester Zeit hat er alle Stars beisammen, und viele Fotos geschossen.
Zu bewundern gabs auch einige Stars bei ihren Spielen. Steve West, der Topfavorit, musste erkennen, dass es jedem Spieler eine besondere Freude ist gegen ihn anzutreten. Durch die Bank spielten seine Gegner ihren besten Level gegen ihn. Im Boardsemifinale traf er auf Daniel van Mourik. Richtig - der Gegner Rowbys im Jugendturnier. Daniel führte bereits 3:1, dann spielte Steve 2x 15 Darts. Daniel trifft das Bull besser, trifft 2x 140 und kommt zu 8, in Worten: ACHT, Matchdarts. Aber hier spielen ihm die Nerven einen Streich, keiner dieser Darts landet in der Nähe des geforderten Doppelfeldes, und Steve kann den Kopf nochmals aus der Schlinge ziehen. Im Boardfinale machte Radek Schulz dann aber kurzen Prozeß. Mit einer absoluten Weltklasseleistung fegt er Steve West mit 4:0 vom Board.
Starcaller Russ Bray zeigte, dass er etwas von seinem Lieblingssport versteht. Und auch, dass er es am liebsten spannend hat. Nach einem 4:3 Auftaktsieg gegen den Holländer Schoenmaker verliert er gegen den Slowaken Marek Polak mit 3:4.
Großmeister Eric Bristow spielt natürlich nicht mehr auf dem Level von früher, aber er ist auch der lebende Beweis, dass man schwimmen oder radfahren nicht verlernt. Seinen Landsmann Hadfield besiegte er mit 4:0. Gegen den Deutschen Ehlers vergab er im fünften Leg 11 Matchdarts, bis dieser 82 mit Doppelbull und Doppel 16 checkte. Fast beleidigt wirkte Eric danach, pfefferte 15 Darts mit einem 155er Finish aufs Match hinterher. Gegen Verkooijen aus Holland war dann aber im Boardfinale Schluß. 1:4.
Im weiteren Turnierverlauf verblühten die Stars wie die Blumen im Herbst. Peter Evison, Gino Vos, Bob Taylor, Markus Korhonen, um nur einige zu nennen. So zogen mit Oskar Lukaisiak (SWE) und Clive Barden (ENG) zwei Spieler überraschend ins Halbfinale ein. Mit Ross Smith (ENG) und Krzystof Ratajski (POL) gabs aber noch 2 Favorits im Bewerb.
Im Damenturnier setzten sich die Favoritinnen aber durch. Mit Irina Armstrong (RUS), Carina Ekberg (SWE), Deta Hedman (ENG) und Karen Krabben (NDL) zogen durchwegs die favorisierten Spielerinnen in die Semifinals ein.
Im Jugendbewerb gabs das vorweggenommene Finale schon in der Vorschlussrunde. Tuomas Tikka traf auf Daniel van Mourik mit Rowby als Schreiber. Es war ein hochklassiges Spiel, aber das Doppeltrauma von Daniel übertrug sich vom Herreneinzel auch aufs Jugendturnier. So konnte Tuomas reüssieren und mit 3:1 ins Finale einziehen. Im nervös geführten zweiten Spiel setzte sich der heimische Pavel Korda gegen den Finnen Juuso Raiitila auch mit 3:1 durch.
Bei den Finalspielen gabs dann die große Show. Die Spiele wurden live im tschechischen TV übertragen, Russ Bray callte alle Spiele. Unter den Zuschauern brandete jedesmal großer Jubel auf, wenn er sein unvergleichliches "onehundretandeightyyyyy" ins Mikro spie, und dafür gabs einige Gelegenheiten.
Im Jugendfinale fand der favorisierte Tuomas Tikka zunächst gar nicht ins Spiel. Die Bühne, die Kameras, die Zuschauer und, wie sich später herausstellte auch ein kleiner grippaler Infekt, hemmten ihn merklich. Pavel führte locker mit 2:0, vergibt einen Dart aufs 3:0, und er vergibt nach 100, 85, 140, 81, 11 Darts aufs 3:1. Dieses 2:2 zerbrach Pavel (Schnitt 20,44) dann völlig, und Tuomas (20,85) entschied das Finale mit 4:2 für sich. Schade für Rowby-John, wäre er am anderen Ast gewesen, es wäre viel möglich gewesen. Aber es war sein erster internatinaler Auftritt, wenn er es öfters probiert, dann wirds das Los auch mit ihm mal gut meinen.
Bei den Damen setzten sich Irina Armstrong gegen Carina Ekberg und Deta Hedman gegen Karen Krabben jeweils mit 4:2 durch, und zogen ins Finale ein. Im Finale boten die beiden dann guten Sport, es gab auch einen 15- und einen 16- Darter zu bewundern. Die Russin Irina Armstrong (23,53) setzte sich schließlich gegen die Engländerin Deta Hedman (23,38) mit 5:2 durch.
Absolute Weltklasse gabs dann im Herrenhalbfinale zu bewundern. 30x 100 oder mehr scorten Clive Barden (27,28) und Oskar Lukasiak (27,85) in nur 7 Legs. Clive setzte sich schließlich mit 5:2 durch. Noch besser das zweite Halbfinale. Ein 139er Finish, und kein einziges Leg länger als 18 Darts. Krzystof Ratajski (29,09) ließ Ross Smith (26,36) keine Luft und gewann mit 5:1.
Das Finale war dann, wie fast üblich, nicht ganz so hochklassig. Clive konnte Krzystof aber auch nie gefährden. Der Pole (25,60) fegte den Engländer (25,09) mit 6:1 vom Board. Krzystof Ratajski ist der Champion des Czech Open 2009 (und er verhinderte also den Triumph unseres Rowby-John).
Was macht man nach dem Turnier? Prag besichtigen? Falsch! Richtig - trainieren! So spielten Rowby und ich noch viele Darts, bis man uns endlich aus dem Saal warf. Einem gepflegten 3-Gängemenü im feinen Hotelrestaurant stand nun nichts mehr im Wege. Danach noch ein Bierchen und ein Verdauungswhiskey und ab ins Bett. Für mich halt. Rowby verbrachte den späten Abend noch mit seinen neuen finnischen Freunden, und seine Ankunft im Zimmer erlebte ich nicht mehr im wachen Zustand. Gott, bin ich alt geworden.
Sonntag. Guten Morgen. Heute also Doppel und Heimreise. Also los gehts wieder mit dem morgendlichen Ritual, und schon bald stehen wir am Board zum einspielen. Es ist unsagbar bequem im Veranstaltungshotel zu wohnen. Das war jeden Cent wert.
Mal sehen, Freilos in Runde 1, ein deutsches Doppel in Runde 2. Da muss man zwangsläufig auf Sieg spielen. Unsere Gegner erwiesen sich als 2 nette Berliner. Der eine erzählte mir noch, dass er trotzdem Bayernfan wäre, das war das letzte Stück Motivation für mich. Rowby und ich ließen den beiden keine Chance, wir gewannen 4:0. Vor dem Spiel gabs noch ein mitleidiges lächeln - "Das ist dein Doppelpartner? Finde ich toll von dir!" Hinterher -"Wow, der Junge haut rein. Gratuliere, da haben wir keine Chance." Rowby hats ihnen ganz schön besorgt - grins.
Im Boardfinale gingen wir dank eines Highfinishes von Rowby mit 1:0 in Führung. Danach trafen die beiden Tschechen Drtill und Hoffmann aber so ziemlich alles. Trotz vehementer Gegenwehr verloren wir mit 1:4 und wurden letztendlich 17. Ein schöner Erfolg, wie ich meine.
Toni und Zocki hatten da noch was gut zu machen. Und sie machten es gut, und wie. Losglück sieht nämlich anders aus. In Runde 1 ein englisch/finnisches Doppel, Roberts/Hattinen - 4:0. In Runde 2 van Hoof/Jansma aus Holland - 4:0. Im 1/8-Finale Persson/Andersson aus Schweden - 4:0. Hinterher meinte einer der beiden schwedischen Nationalspieler: "Jetzt haben 2 Schweden mal von 2 Österreichern so richtig den Arsch versohlt bekommen."
Im 1/4-Finale warteten dann Evison/Shepherd. Toni und Zocki spielten weiter großartig. Allerdings zeigte Evison warum er mal Weltmeister war. Im entscheidenden Moment setzte er die Big Points, checkte mit 153 zum Break, als unsere Jungs schon längst am Doppel waren, checkte noch 120 als unser Team am Doppel stand, und warf die 180 im letzten Leg, in dem Toni bei 105 Rest trotzdem noch eine Chance aufs Doppel hatte. Das Ergebnis lautete 4:1 für die Engländer, aber das Spiel war wesentlich enger, und hätte ganz leicht umgekehrt ausgehen können. Platz 5 für Toni und Zocki - Bravo.
Nach den bitteren Niederlagen im Einzel hielten sich die Engländer im Doppel schadlos. 1. Marsh/Barden, 2. Simm/Thompson, 3. Evison/Shepherd und das einzige nichtenglische Doppel Ondo/Kyndl (TCH).
Nun auschecken (aus dem Hotel, nicht am Board) und bezahlen. Ein leckeres Mittagessen in der Pizzeria gegenüber, in der alle Österreicher nochmal zusammentreffen, und ab ins Auto. Stadtrundfahrt die zweite. Überall ist Brno angeschrieben, plötzlich nicht mehr. Und schon fahr ich wieder durch ganz Prag. Es beginnt zu regnen, und die Heimfahrt wird mühsam. Kronen habe ich alle ausgegeben, schließlich fahre ich mit dem letzten Tropfen Benzin über die Grenze. Wäre ja zu witzig gewesen. Gery und ein illegaler Einwanderer bleiben ohne Sprit und ohne Kronen auf der Autobahn liegen.
Die Pause an der Grenze tut gut, und wir kommen um acht Uhr abends gesund heim. Ein schönes Wochenende ist zu Ende. Eine wahre Freude ist es zu sehen, wie ein jugendlicher Newcomer mit Begeisterung die Atmosphäre eines internationalen Turnieres genießt, Autogramme sammelt, Freundschaften schließt, und seine Darts einfach nicht loslassen kann. Dieses Wochenende wird/muss eine Fortsetzung finden. Es macht viel zu viel Spaß, um darauf zu verzichten.
Von der Stadt Prag haben wir ja nicht so viel gesehen. Dennoch: Prag, eine Reise wert!
Liebe Grüße,
Gery

 
 

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