Montag, 22. Oktober 2012

Winmau World Masters 2012



Winmau World Masters 2012

Das World Masters 2012 ist Geschichte, ebenso die Qualifikation zur Lakeside World Professional 2013. In mehreren Gruppen reiste in diesem Jahr das Team des ÖDV an. Völlig problemlos lief die Reise bei Roxy-James Rodriguez und Christopher Zeleny ab. Turbulent war dagegen die Reise unseres Damenteams Katrin Spitzer und Jasmin Schauer mit Hannes Schnier. In London angekommen mussten sie auf das bestellte Mietauto verzichten, da die Leihwagenfirma plötzlich nicht abgemachte zusätzliche finanzielle Forderungen stellte. So reisten die drei mit dem Zug weiter nach Hull. Dort angekommen erfuhren sie, dass ihre Zimmerbuchung gecancelt wurde. Offensichtlich kam irgendwer der mehr für das Zimmer bezahlte, und so wurde die Buchung ohne vorherige Mitteilung einfach gestrichen. Letztendlich bekamen sie aber dann doch ein Zimmer im Holiday Inn Express, in dem auch unsere Gruppe wohnte, allerdings um eine Nacht zu kurz.
Die Jugendspieler Rowby-John Rodriguez und Franko Giuliani reisten mit mir an, Salim Ahmed schloss sich unserer Reisegruppe an. Die Reise war etwas stressbehaftet. Zunächst gab es wegen eines Missverständnisses bei der Gepäckbuchung kleine Probleme beim Check In am Easy Jet – Schalter, dies konnte jedoch zur Zufriedenheit aller mit einem Kompromiss gelöst werden. In London wurde es dann knapp mit den Umsteigezeiten. Aber wir hatten viel Glück. Zuerst hatte unser Zug nach St.Pancras 4 Minuten Verspätung, dank der wir diesen gerade noch erreichten. Danach holte dieser Zug die Verspätung wieder ein, womit wir auch unseren Anschlusszug in Kings Cross so eben noch erwischten. Somit kamen wir schon um 21:29 Uhr in Hull an, anstatt um 23:10 Uhr. Nach dem Einchecken im Hotel konnten wir noch etwas zu essen ergattern und unserem Stamm Pub, dem „White Horse“, einen Besuch abstatten. Damit war der Anreisetag auch schon vorbei.
Am Mittwoch begaben wir uns nach dem Frühstück mit dem Taxi zum Spielort Costello Stadium. Im Vergleich zur Eishalle aus dem Vorjahr ein deutliches Upgrade. Allerdings kein Vergleich zu den Spielorten früherer Jahre im Lakeside Country Club oder im Spa Theater Bridlington. Zu klein, nur eine Bar, essen nur am Würstelstand im Freien – kurz, auf die Flurspieler wird gepflegt gepfiffen – fein ausgedrückt.
Die Registration lief wie üblich bei der BDO sehr professionell ab. Der Jugendspieler und der Teammanager durften dann noch Eintritt bezahlen um ihr Team bei der Lakesidequali zu unterstützen, eine kleine Überraschung, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Auch die Auslandsreferentin Gerlinde Hristovski traf dann am Spielort ein, und sie brachte gleich frohe Kunde mit in die Halle. Der Europe Cup Youth 2014 wurde bei der Sitzung am Vorabend an den ÖDV vergeben und wird in Wien stattfinden.
Nun ging es aber endlich los mit dem Dartsspielen. Zu Beginn gab es wie üblich keine Schreiber an den Boards, so hatte ich die Ehre das erste Spiel von Roxy zu schreiben. Dieser machte seinem Kapitän aus der Vorsaison die Freude und fertigte den Iren David Murphy mit 2:0 Sätzen ab, verlor dabei nur 1 Leg. Auch in seinem zweiten Spiel konnte Roxy gut starten, verlor aber nach einem Bust im dritten Leg auf 60 sein Spiel und musste sich dem starken Italiener Marco Giacomelli mit 0:2 geschlagen geben.
Ähnlich erging es Christopher. Er erhielt zunächst ein bye, da sein Gegner aus der Türkei nicht angereist war. Im darauffolgenden Spiel war er auf Augenhöhe musste sich dem Franzosen Thibault Tricole aber mit 1:2 denkbar knapp geschlagen geben.
Beide Gegner unserer Spieler scheiterten im weiteren Turnierverlauf erst an den jeweiligen Boardsiegern.
Unsere Damen waren gut in Form und freuten sich auf ihre Spiele. Allein, die Gegnerinnen dachten scheinbar anders und kamen nicht zum Board. So zog Jasmin kampflos in die dritte und Katrin in die zweite Runde ein. Katrin lieferte sich dann ein spannendes Duell mit der Dänin Hanne Jonsson, und ihr gelang mit einem 3:2 die Revanche für ihre Niederlage beim Austrian Open Vienna. Katrin war auch weiterhin ausgesprochen nervenstark. Auch im nächsten Spiel gegen Grace Crane aus Norwegen blieb sie im Entscheidungsleg erfolgreich. Danach lieferte sie sich im Boardsemifinale ein nicht minder spannendes Duell mit der Holländerin Anca Zijlstra. Leider hatte sie nun das Glück nicht auf ihrer Seite und die Niederländerin konnte das Spiel mit 3:2 für sich entscheiden und ins Boardfinale einziehen, wo diese dann der Favoritin Karen Krappen unterlegen war.
Sehr gut lief es zu Beginn auch bei Jasmin. Sie hatte die bekannte japanische Spielerin Mayumi Ouchi zur Gegnerin. Die Erfolge der Japanerin und auch ihr Favoritenstatus waren Jasmin ziemlich egal. Sie besiegte die enttäuschte Mayumi souverän mit 3:1 und spielte dabei auch ein 18-Darts Leg. Schon stand Jasmin im Boardsemifinale. Dort wollten dann die Doppel aber nicht mehr gelingen. Somit war nach einem 0:3 gegen die Nordirländerin Nicole Dillon auch für Jasmin das Turnier im Boardhalbfinale zu Ende. Der 9.Platz bei diesem Qualifikationsturnier ist für beide Spielerinnen aber alles andere als ein Misserfolg. Der Sieg gegen Ouchi ist hoch zu bewerten, immerhin konnte die Japanerin am folgenden Tag ihr Board beim World Masters für sich entscheiden und dabei Sue Gulliver und Kate Smith bezwingen (welche zuvor Irina Armstrong aus dem Turnier nahm).    
Salim traf in seinem ersten Spiel auf den Rumänen Vlad Popa welcher zuletzt beim Rumanian Open ins Halbfinale einziehen konnte und dort erst Martin Phillips unterlag. Salim konnte mit dem starken Rumänen am Score voll mithalten, allein, mit den Doppeln wollte es nicht so recht klappen. So blieben für Salim nur Legerfolge und die Erfahrung auch auf diesem Niveau mithalten zu können von diesem Turnier.
Hannes spielte in seinem Erstrundenspiel gegen den Schweizer Thomas Bremgartner. Es war ein sehr nervös geführtes Spiel, Hannes wirkte aber immer wie der Chef am Board. Im Entscheidungssatz wollte der Dart aber nicht mehr in das so wichtige Doppel fallen und so gelang Bremgartner der 2:1 – Sieg. Eine sehr unglückliche Niederlage für Hannes. Bremgartner konnte dann noch Olaf Tupuschis aus Deutschland bezwingen und unterlag dem vorjährigen Lakesideteilnehmer Ron Meulenkamp aus Holland. Meulenkamp zeichnete sich in der ersten Runde dadurch aus, dass er seinen Teamkollegen Salmon Renyaan, mit dem er sich am Wettkampfboard lange Zeit einspielte, disqualifizieren ließ weil sich dieser nicht rechtzeitig am Control Desk spielbereit meldete. Auch im zweiten Spiel kam Meulenkamp kampflos weiter, da sein Landsmann Brandsen nicht vor Ort war. Somit war das Spiel gegen Bremgartner sein erstes Antreten. In der vierten Runde traf er dann auf … - dazu komme ich gleich.
Rowby hatte in Runde 1 ein Freilos, in Runde 2 bezwang er den stark spielenden Justin Broton aus Gibraltar souverän mit 2:0. Das war ein ganz starker Auftritt unserer Nummer 1, so konnte es weitergehen. Etwas holpriger war dann das zweite Spiel, aber letztendlich bezwang Rowby auch den Slowaken Lubos Pivarc ohne in Gefahr zu kommen mit 2:1. Nun kam es zum Duell mit dem Boardfavoriten Ron Meulenkamp. Dieser hat sich an diesem Tag schon durch mehrere Unsportlichkeiten bemerkbar gemacht, unter anderem hatte er auch einen kleinen verbalen Disput mit Hannes am Einspielboard. Der Amerikaner Joe Huffmann „verzichtete“ auf die Ehre, das Spiel zu schreiben und so wurde ein offizieller Schreiber der BDO zugeteilt. Rowby starte extrem stark und war gleich mit 1:0 in Führung gegangen. Viele Holländer und die gesamte österreichische Delegation waren als Zuschauer bei diesem Spiel anwesend. Meulenkamp wies den neben mir stehenden Jimmy Hendriks an auf den Score Sheet zu achten. Im zweiten Leg begann Rowby mit 100, 180 und 140. Der Schreiber machte bei den 180 einen Fehler und vermerkte (scheinbar) unbemerkt von allen 231 als Rest. Das sollte für Rowby kein Problem sein, er checkte die 91 Punkte mit 2 Darts aus und ging 2:0 in Führung. Jetzt passierte unglaubliches. Jimmy Hendriks sagte Meulenkamp, dass der Rest bei Rowby nicht stimmt und er das ausbessern lassen soll. Meulenkamp wies den Schreiber an 81 Rest zu schreiben und dieser tat wie ihm gesagt. Natürlich protestierten wir sofort gegen diese vermeintliche Regelwidrigkeit. Der Schreiber meinte aber nur - „it was my fault, sorry.“  Meulenkamp meinte – „you bust the Score, I’m on 200, go away.“  Ich protestierte weiter, aber bei wem soll man protestieren, wenn der Boardschiedsrichter selbst schreibt, Angestellter der BDO ist und die Regeln seiner eigenen Organisation scheinbar nicht kennt? (und wie lange soll man ein Spiel überhaupt unterbrechen, wenn der eigene Spieler deutlich besser in Fahrt ist als der Gegner?) Diese Situation wird jedenfalls noch ein Nachspiel haben, eine schriftliche Anfrage an die BDO wurde gestellt. Die BDO besteht allerdings darauf, dass der Vorgang ihren eigenen Regeln entsprach. Es wurde aber versprochen eine Sitzung, zum Abgleich der Regeln, mit der WDF abzuhalten, da diese Regel eindeutig konträr zu jener bei der WDF ist. Meulenkamp wollte dann die nächsten 3 Darts werfen, was der nächste Regelbruch war. Natürlich hätte Rowbys Wurf wiederholt werden müssen, wenn der vorige für ungültig erklärt wird. Der Holländer schrie mich an – „Go Away we play a Game here.“  Meine Antwort war nur – „YOU play not a Game, you cheat. Here is only one Darts Player on the Board.“ Wie auch immer das Ganze regeltechnisch zu bewerten ist – es bleibt eine unfassbare Unsportlichkeit, welche ich in dieser Form noch nicht erlebt hatte.
Meulenkamp konnte nur 60 Punkte werfen, Rowby verfehlte die 81 auf Bull, Meulenkamp warf wieder nur 60 und Rowby traf schließlich 1, 12 Doppel 6 zum 2:0. Nun waren die Emotionen geschürt. Und es war Rowby der damit deutlich besser umgehen konnte. Es entwickelte sich ein Duell auf absolutem Weltklasseniveau. Nach dem 3:0 im ersten Satz kam der Niederländer besser ins Spiel und zeigte im zweiten Satz warum er sich Hoffnungen machte sich auch in diesem Jahr für die Lakeside zu qualifizieren. Rowby hielt aber immer dagegen ärgerte seinen Gegner ständig mit tollen Darts und emotionalen Jubelgesten. Der zweite Satz endete dann aber mit 3:2 für Meulenkamp. Im dritten Satz spielte Rowby mit den ersten Darts und er konnte jeweils in Führung gehen. Im vierten Leg stellte Rowby auf 40 Rest zum Matchgewinn, Meulenkamp konnte aber mit einem 74er-Finish und nur einem Doppeldart abwehren und auf 2:2 stellen. Nun folgte das nächste Geplänkel. Und da hatte Rowby die besseren Karten. Er kannte die Regeln. Beide Spieler warteten mehrere Minuten darauf, dass der jeweils andere mit dem Bullwurf beginnt, beide behaupteten, dass der jeweils andere zu beginnen habe. Der Schreiber schlug sich wieder auf die Seite des „Stars“, aber Rowby blieb hart und so wurde ein weiterer Offizieller Boardschiedsrichter hinzugezogen. Dieser erklärte dem enttäuschten Meulenkamp nun die Regeln und wies ihn an mit dem Bullwurf zu beginnen. Nach 4x 25 verwarf Meulenkamp endlich und Rowby konnte sich den Start sichern. Die lange Unterbrechung war definitiv ein Nachteil für den Holländer, hatte er doch gerade gut getroffen und einen 15-Darter gespielt. Im Entscheidungsleg ließ Rowby dem Gegner jedenfalls keine Chance. Er startete mit 140, spielte seelenruhig Dart für Dart und entschied das Match mit einem 14-Darter für sich und ließ danach den dritten Dart einfach fallen. Meulenkamp und sein niederländischer Anhang waren bedient, nach einem kurzen unpersönlichen Handshake gab es dann unvergesslichen Jubel der österreichischen Delegation.
Zu Meulenkamp ist nur zu sagen -> „Ach, da kommt der Meister! Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los.“
Im nächsten Spiel, dem Boardfinale, traf Rowby auf den Amerikaner Tom Sawyer, welcher in der Woche davor das Colorado Open für sich entscheiden konnte. Sein Spiel war ruhig und der Spieler selbst sehr sympathisch. Er stimmte einer zehnminütigen Pause für Rowby nach dessen vorangegangener „Schlacht“ ohne Umschweife zu. Mit konstanten Scores und absoluter Checksicherheit bezwang er Rowby mit 3:2 und 3:1. Sawyer konnte auch das nächste Spiel klar für sich entscheiden und scheiterte nach einem sensationell hochklassigem Spiel erst im Entscheidungsleg am überraschend groß aufspielenden Norweger Rune David im Kampf um die Lakesidequalifikation. Dieser Rune David sorgte dann im Verlauf der nächsten Tage noch einige Male für Aufsehen.
Die Qualifikanten am Ende des Tages waren dann Rune David aus Norwegen, Jason Cullen aus Irland, Wayne Warren und Dave Prins aus England bei den Herren, sowie Sharon Prins aus Holland und Lisa Ashton aus England bei den Damen.
Damit ging der sehr lange erste Wettkampftag zu Ende und wir konnten uns endlich um das leibliche Wohl kümmern. Zuvor mussten wir aber noch rund 2 Stunden auf ein Taxi warten, welches uns in die Stadt zum Hotel zurück brachte.
Schlaflosigkeit ist ein unlustiger Geselle, und so kam es, dass ich nach einer kurzen Nacht etwas zu spät von Rowby aus den Federn geholt wurde. Nach stressiger Morgenpflege und ohne Frühstück machten ich und mein Team sich dann mit rund 15 Minuten Verspätung zur vorgesehenen Abfahrtszeit neuerlich auf den Weg zum Costello Stadium. Das Winmau World Masters stand auf dem Tagesprogramm.
Das einzige Spiel unseres Teams welches am Vormittag stattfand bestritt Jasmin. Sowohl bei Jasmin als auch bei ihrer Gegnerin wurde eine falsche Uhrzeit auf der Player Card eingetragen. Als sich die beiden Damen dann regelkonform und rechtzeitig spielbereit meldeten war die Zweitrundengegnerin, niemand geringerer als die regierende Weltmeisterin Anastasia Dobromyslova, bereits mit bye in die dritte Runde eingetragen. Ganz Sportsmanlike bestand jene auch darauf in Runde 2 nicht antreten zu müssen. Nach einer kurzen Diskussion war der Sachverhalt aber klar – kein Verschulden der Spielerinnen, daher auch keine Disqualifikation. Angesichts dieser Stresssituation verloren aber beide Spielerinnen ihren Fokus und die Konzentration. Jasmin war in jedem Leg klar vorne und hatte viele Doppeldarts. In der Form vom Vortag hätte sie dieses Spiel problemlos mit 4:0 gewonnen. Nun, jeder Tag ist anders und so verlor Jasmin dieses Spiel gegen Helen Malone aus Irland mit 2:4. Angesichts der unschönen Situation vor dem Spiel sicher sehr unglücklich.  
Katrin wurde zunächst mitgeteilt, dass ihre Gegnerin nicht anwesend ist und sie mit bye in die nächste Runde einzieht. Groß war dann die Überraschung als sie sich 3 Stunden später zu ihrem nächsten Spiel meldete und die Kenianerin Mary Njenga doch anwesend war. Ähnlich wie bei Jasmin wurde bei der Kenianerin eine falsche Spielzeit eingetragen, und so musste Katrin doch gegen sie ran. In den ersten beiden Legs fand sie noch nicht zu ihrem gewohnten Spiel und vergab auch die Chancen am Doppel. Zudem überraschte die Gegnerin im ersten Leg mit einem tollen 126er – Finish und im zweiten Leg mit einer 180. Überraschte deswegen, weil sie sonst ganz und gar nicht konstant scoren konnte und sichtlich sehr nervös agierte. Nach dem 0:2 attackierte Katrin dann aber erfolgreich die Triple 19 und traf diese auch sehr konstant. Am Ende stand dann ein doch souveräner 4:2 – Erfolg. Jetzt war Katrin in Fahrt. Im nächsten Spiel traf sie auf Nicole Dillon, welche am Vortag unsere Jasmin ausschaltete. In einem sehr guten Match konnte sich Katrin für Jasmins Niederlage revanchieren, siegte neuerlich mit 4:2 und stand in der Runde der letzten 32. Die nächste Gegnerin war Aileen de Graf aus den Niederlanden. Diese war uns vor allem durch ihren Sieg im Dameneinzel beim diesjährigen Springcup in Schielleiten gut in Erinnerung. Auch hier entwickelte sich ein gutes Spiel auf hohem Niveau und Katrin konnte bis zum 1:3 voll mithalten. Letztendlich musste sie aber die Spielstärke ihrer Gegnerin anerkennen und sich mit 1:4 geschlagen geben. Katrin belegte damit Rang 17 beim World Masters und konnte 15 Punkte für die Weltrangliste einstreifen – ein sehr schöner Erfolg. Bemerkenswert auch – die regierende Weltmeisterin Anastasia Dobromyslova konnte nur ein Spiel gewinnen und belegte lediglich den 33. Rang.
Sowohl Salim als auch Roxy kamen mit bye in die nächste Runde. Auf Roxy wartete dort Michael Wiles aus England. Roxy spielte tolle Darts gegen den starken Gegner, auch konnte er diesem einen Satz abnehmen. Am Ende setzte sich aber die höhere Klasse des Engländers durch und er gewann mit 3:1 Sätzen das Spiel. Im weiteren Turnierverlauf erreichte Wiles das Boardfinale und scheiterte dort knapp am holländischen Shooting Star Jeffrey de Graaf.
Salim bekam es nun mit dem Lakesidefinalisten von 2007 Phill „Nixy“ Nixon zu tun. Auch Salim konnte die Erfahrung mitnehmen mit Spielern auf diesem Niveau durchaus mithalten zu können. Er gewann ein Leg, vergab Satzdarts und fand noch weitere Doppeldarts vor. Am Ende stand aber das 0:3. Nixon gewann dann nicht nur dieses Board sondern zog an den nächsten Tagen ins ¼-Finale ein und wurde letztendlich 5. der Winmau World Masters.
Christopher spielte gegen den Belgier Dennis Piepers. Ein ganz enges Spiel entwickelte sich, jeder Satz ging ins dritte und entscheidende Leg. Am Ende hatte der Belgier aber die Nase vorne und siegte mit 3:1. Auch für Christopher war also die gesammelte internationale Erfahrung das wertvollste, was er aus dem Turnier mitnehmen konnte. Jedenfalls kann man behaupten, mit etwas mehr Erfahrung hätte er gute Chancen gehabt, dieses Spiel zu gewinnen.
Hannes startete gegen den für Spanien spielenden Darren Frederick Sanderson. Und Hannes legte einen furiosen Start hin. Mit großartigen Darts vom ersten bis zum letzten Leg zerlegte er den Spanier regelrecht, ließ ihm ein einziges Leg und zog mit 3:0 in die nächste Runde ein. Dort wartete der auch hierzulande gut bekannte Michal Ondo aus Tschechien auf ihn. Wieder startete Hannes gut ins Spiel und ging in Führung. Immer wieder konnte Ondo aber schmerzhafte Nadelstiche setzen und somit das Spiel offenhalten, zusehends litt das Spiel von Hannes unter dem wechselhaften Niveau des Gegners. Schließlich stand es 2:1 in Sätzen und 1:1 in Legs für Hannes. Hannes konnte sich 68 Rest stellen und alle österreichischen Zuseher hofften nun auf das erfolgreiche Ende des Spiels. Aber just in diesem Moment packte Ondo wieder einen seiner Nadelstiche aus, er checkte 143 Punkte und schaffte den Satzausgleich. Hannes wurde nun sichtlich unzufriedener mit seinem Spiel während Ondo einen positiven Schub bekam. Das Momentum war nun auf seiner Seite, er konnte das Spiel zu seinen Gunsten drehen und mit 3:2 gewinnen. Sehr schade, der nächste Gegner von Hannes hätte Darryl „the Dazzler“ Fitton geheißen. Ein Duell zwischen Hannes und dem Altmeister hätte schon seinen Reiz gehabt.
Die größten Hoffnungen auf Erfolge machten wir uns im Jugendbewerb, und diese Hoffnungen sollten nicht enttäuscht werden.
Rowby und Franko hatten zunächst ein Freilos und konnten die Zeit zur Vorbereitung auf ihr erstes Spiel nutzen. Franko war dann zuerst dran. Er spielte gegen den im Jugendbereich bereits erfahrenen Juuso Raittila aus Finnland. Bereits in der Hotellobby konnten die beiden gemeinsam auf einem Board trainieren, da das finnische Team auch im Holiday Inn logierte. Im ersten Leg waren beide schnell am Doppel, doch dann machte sich die Anfangsnervosität doch bemerkbar. Erst nach zahlreichen vergebenen Doppeldarts konnte Franko mit der Doppel 2 das Leg zu einem Ende bringen. Danach strahlte Franko unglaubliche Sicherheit aus, er scorte konsequent und traf die Doppel ohne Umschweife. Juuso hatte keine Chance mehr – Franko gewann 4:0. Im nächsten Spiel war der sehr junge aber hochtalentierte, für Spanien spielende Engländer Joe Blacklock Frankos Gegner. Franko konnte die Sicherheit aus dem Spiel zuvor mitnehmen. Joe begann zwar stark, musste aber die Überlegenheit des Innsbrucker Talents anerkennen. Ohne jemals zu wackeln gewann Franko auch dieses Spiel mit 4:0.
In seinem dritten Spiel traf Franko dann auf einen der Turnierfavoriten – Jeffrey de Zwaan aus Holland. Jeffrey eröffnete das Spiel, und er eröffnete es eindrucksvoll. Bereits nach 14 geworfenen Darts führte Jeffrey mit 1:0. Franko konnte sich im zweiten Leg nach 15 Darts auf 40 Rest stellen, Jeffrey war auf 101, traf die Triple 20, verfehlte aber die 9, mit einer abschließenden 11 stellte er 16 Rest. Nun also die große Chance zum Legausgleich. Der erste Dart landete in der 20, Dart 2 und 3 berührten den Draht, alleine, sie berührten ihn auf der falschen Seite des Doppels – 10 Rest, unlucky. Jeffrey war eiskalt, 16 Darts und 2:0. Angesichts dieses Breaks wirkte der Niederländer nun noch sicherer. Mit 15 und 13 Darts holte er sich auch die nächsten beiden Legs, 4:0 – eine beeindruckende Vorstellung. Franko war in allen 4 Legs voll dabei, trotzdem bekam er nur in einem Leg Doppeldarts. Uns blieb nur Jeffrey neidlos zu diesem Spiel zu gratulieren. Damit war Frankos Erstauftritt bei der Weltmeisterschaft beendet. Am Ende steht ein 9. Platz und eine kaum vermeidbare Niederlage gegen einen in Überform agierenden Gegner. Das war eine tolle Leistung Franko!
Rowby traf gleich in seinem ersten Spiel auf einen der Turnierfavoriten, den regierenden English Masters Youth Singles Champion Josh McCarthy. Er wurde auch beim Europe Cup Youth 2012 9. und unterlag dort im 1/8 - Finale dem Deutschen Sieger Max Hopp (der sich bereits bei der PDC probiert) nur denkbar knapp. Rowby wusste um die Spielstärke seines ersten Gegners und auch um dessen Favoritenstellung. Allein, Rowby wollte dieses Turnier selbst gewinnen, also war eine Niederlage im ersten Spiel für ihn nicht akzeptabel. Josh hatte den Vorteil bereits einen Sieg in der Tasche zu haben, er bezwang den starken Schotten Donnelly zuvor mit 4:1. Alle waren gespannt wie und ob Rowby ins Turnier findet. Er begann mal mit einem Innenbull beim Bullwurf zum Start. Mit 16 Darts holte er das erste Leg und ging mit 1:0 in Führung. Im zweiten Leg stand Rowby nach unglaublichen 10 Darts auf 50 Rest. Den 10-Darter verfehlte er zwar, aber mit 12 Darts holte er sich das vorentscheidende Break. Das dritte Leg begann Rowby mit 180, Josh war nun klar sichtbar verzweifelt, verlor angesichts der Leistung seines Gegners zusehends die Hoffnung. Um das klar zu stellen -> der Engländer spielte trotzdem großartig, hatte kaum eine Aufnahme ohne Triple 20, traf auch einmal die 180 und einige Male 140, war immer auf Finish. Mit 17 Darts spielte Rowby das dritte Leg nach Hause. Im vierten Leg stand Rowby nach 12 Darts auf 170 Rest, Josh stellte 121. Rowby traf 2x die Triple 20 und …….. Single Bull. Josh konnte das Finish nicht attackieren und Rowby beendete mit 17 Darts sein erstes Spiel. Rowby spielte 97 Punkte Schnitt – eine wahre Weltklassevorstellung.
Im zweiten Spiel war der starke Schotte Stuart Robertson Rowbys Gegner. Rowbys Spiel war nicht mehr ganz so zwingend und das hohe Doppelpercentage ging etwas nach unten. Trotzdem war er der Chef am Board, und im sechsten Leg gelang ihm das entscheidende Break zum 4:2 Sieg. Im 1/8 – Finale spielte Rowby gegen seinen Kontrahenten aus Norwegen, Hakan Kjörren, wieder wie aus einem Guss. Der Norweger fand keinen einzigen Doppeldart vor und Rowby erspielte ein eindrucksvolles 4:0. Damit stand Rowby im Boardfinale, welches gleichbedeutend mit dem ¼ - Finale des Turniers war.
In jedem der vier Viertelfinalspiele stand ein Engländer gegen einen Nichtengländer. Vorweg -> Nur ein englischer Spieler schaffte den Einzug in die Semifinalspiele. Jake Patchett ist ein Spieler der regelmäßig auf der PDC Youth Tour sein Glück versucht, und das durchaus erfolgreich. Bei seinem letzten Antreten Ende September erreichte er immerhin einmal das ¼ - Finale und einmal das Semifinale bei der PDC Youth Tour England. Das Spiel von Rowby gegen Jake war wieder etwas Besonderes. Abgesehen von der hohen Spielklasse ist Jake auch der Lokalmatador in Hull, hatte also Heimvorteil. Viele Zuseher versammelten sich um dieses Board. Rowby liebt Zuseher. Wieder gewann Rowby das Ausbullen, und wieder gelang ihm seine erste 180 bereits im ersten Leg. Nach 13 Darts stand es 1:0. Jake konnte aber kontern und mit 17 Darts auf 1:1 stellen. Nun war Stimmung im Publikum, die kam Rowby gerade recht. Mit 16 Darts stellte er souverän auf 2:1 und mit 15 Darts holte er sich das so wichtige Break zum 3:1. Jake kämpfte noch einmal um den Anschluss, warf die 180, Rowby stellte 170 Rest nach 12 Darts, Jake stellte sich 143. Rowby war wieder am Wurf – 60 – 60 – Double Bull – Game Shot. Welch beeindruckende Vorstellung, 170 zum Matchgewinn im ¼-Finale der Weltmeisterschaft. Das Halbfinale war erreicht, nur noch ein Sieg fehlte zum Erreichen des großen Finales in der Hull City Hall am folgenden Tag.
Die Spannung vor dem Halbfinale war zum Greifen, es knisterte in der Halle des Costello Stadiums. Mit Jeffrey de Zwaan und Rowby trafen nun die zwei verbliebenen Favoriten des Bewerbes aufeinander, fast ein vorweggenommenes Finale könnte man sagen. Viele Zuseher fanden sich beim Halbfinalboard ein. Jeffrey begann unwiderstehlich, holte sich den Bullwurf und stellte mit 13 Darts auf 1:0. Rowby wollte sofort antworten, doch der 15 – Darter wollte ihm nicht gelingen, viel mehr spielte Jeffrey weiter wie ein großer Star und stellte mit 2x 15 Darts auf 3:0. Rowby eröffnete nun mit 140 und 135, jetzt war er im Spiel. Er spielte 14 Darts und holte sich das vierte Leg. Nun musste ein Break her. Beide spielten zunächst starke 6 Darts, danach spielte Jeffrey seinen einzigen Score unter 60 Punkten im ganzen Match, Rowby konnte mit 85 antworten – Hoffnung keimte auf. Doch Jeffrey spielte in diesem entscheidenden Moment die 180 und konnte gleich darauf mit nur 14 Darts das Match für sich entscheiden. Gegen diesen jungen Burschen war an diesem Tag einfach kein Kraut gewachsen. Er war schier unbezwingbar und so nahm er nach Franko nun auch Rowby aus dem Bewerb.
Rowby erreichte damit zum zweiten Mal nach 2010 den 3. Platz beim Juniorenbewerb des World Masters. Eine großartige Leistung und ein beachtlicher Abschied aus dem Jugendbereich.
Eine Ära im österreichischen Darts Sport ging damit zu Ende. Wir alle können uns auf eine neue freuen, Rowby wird auch im Seniorenbereich für Furore sorgen.
Am Ende dieses aufregenden Tages versammelte sich die gesamte österreichische Delegation zu einem wahren Festessen bei bester Stimmung. Die früher übliche Dinner Dance Players Party wurde aus dem Programm gestrichen. Aber wer feiern will, der lässt sich davon auch nicht abhalten. Und immerhin hatten wir ja etwas zu feiern, und unsere Schweizer Freunde unterstützten uns auch dabei. Für manch über 18 – jährigen wurde es dann eine doch recht lange Nacht.
Nun hatten wir noch die Möglichkeit den im Wettbewerb verbliebenen Spielern und den von den Flurspielen befreiten „Stars“ auf der großen Bühne in der Hull City Hall bei der Arbeit zuzusehen. Das System mit 16 Gesetzten Spielern, welche direkt in der Runde der letzten 32 einsteigen, führt sich selbst ad absurdum. Die Hälfte dieser gesetzten Spieler flog bereits im ersten Spiel raus. Diese Spieler kommen ausgeruht aus ihrem VIP-Bereich zu den TV-Spielen auf die Bühne und sind völlig überrascht, und ein ums andere Mal auch damit überfordert, dass Spieler, die davor 2 Tage lang härteste Spiele auf höchstem Niveau bestritten, sie sofort wieder aus dem Bewerb nehmen. Unter den ausgeschiedenen Spielern, welche nur ein Spiel bestritten, waren auch die Topstars Martin Adams und Scott Waites. Nach der zweiten Runde auf der Big Stage waren überhaupt nur mehr 3 (!) der 16 Gesetzten übrig. Diese 3 waren so top in Form, dass sie sich sicher auch über die Flurspiele durchgekämpft hätten. Den anderen hätte das ein oder andere Flurspiel durchaus helfen können, ihre Form zu finden. Und wenn nicht, dann haben sie auf der Bühne – bei diesem Turnier – wohl auch nicht viel zu suchen. Der Sensationsmann aus Norwegen, Rune David, schlug Martin Adams mit einem 3 Dart Ave von knapp 74.
Insgesamt waren aber wieder tolle Darts zu sehen. Zunächst wurden die Sieger der Jugendbewerbe gesucht. Bei den Mädchen holte sich Fallon Sherrock aus England den Titel vor der Deutschen Ann Kathrin Wigmann. Bei den Burschen konnte Jeffrey de Zwaan zwar seine Leistung vom Vortag nicht ganz abrufen, aber er blieb gegen Kenny Neyens aus Belgien doch erfolgreich und wurde so hochverdient Weltmeister.
Auch die Damen boten gutes Darts an. So erspielte sich Deta Hedmann mit einem Schnitt von 84,5 den Finaleinzug. Ihre Gegnerin dort sollte Julie Gore heißen. Randnotiz: Drei der vier Halbfinalistinnen spielten einen höheren Schnitt als Rune David bei seinem Sieg gegen Martin Adams.
Bei den Herren stachen vor allem die Newcomer heraus. Rune David wurde schon erwähnt. Dieser verlor im 1/8 – Finale aber gegen einen anderen Überraschungsmann – Thomas Junghans aus der Schweiz, der damit sensationell 5. wurde. Auch der junge Jim Williams wusste zu gefallen und scheiterte erst im ¼ - Finale am späteren Sieger des Turniers. Den stärksten Eindruck der neuen Gesichter hinterließ Paul Brown aus Nordirland, welcher in der Runde der letzten 8 sogar einen Schnitt von 100,2 erspielte und damit in die Semifinals einzog, wo aber auch für ihn das Aus kam.
Die Finalspiele am Sonntag konnten wir dann leider nur mehr daheim vor dem TV Schirm verfolgen.
Die großen Sieger:

Winmau World Master 2012:
Girls:  Fallon Sherrock (4:1 vs Ann Kathrin Wigmann)
Boys:  Jeffrey de Zwaan (4:3 vs Kenny Neyens)
Damen :   Julie Gore (4:1 vs Deta Hedmann)
Herren:  Stephen Bunting (7:4 vs Tony O’Shea)

Unsere Delegation ist jedenfalls wieder gesund und um einige Erfahrungen reicher in Wien gelandet und gut daheim angekommen.

Good Darts und liebe Grüße, Euer Gery

 Zum zweiten Mal 3. der Weltmeisterschaft - Rowby - John Rodriguez
 Der neu Weltmeister der Junioren Jeffrey de Zwaan
Auch beim Zusehen während der Finalspiele war die Stimmug bestens. Hier Rowbys Bruder Roxy - James Rodriguez




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